"ursprünglich:
Lagerraum für Kohle auf Dampfschiffen und an Land.
Ab
dem Ersten Weltkrieg auch verwendet als Bezeichnung für gegrabene,
betonverstärkte Verteidigungsanlagen und Schutzräume, auch
über Erdgleiche angelegt, unterschiedlichste Bauarten."
Die
Faszination für die grauen Betonklötze begleitet uns
seit Kindesbeinen. Wir, einige forschungsinteressierte Leute aller
Altersklassen aus
Wilhelmshaven, der Region Emden,
Oldenburg und
Osnabrück, haben
es uns zu einem Teil der Freizeitbeschäftigung gemacht, Luftschutzanlagen
aus dem Zweiten Weltkrieg in unseren Heimatstädten und im
Umkreis zu erkunden. Im Bereich Wilhelmshaven haben wir die
im Aufbau befindliche Interessengemeinschaft
"Blauer Beton" als zukünftigen
Anlaufpunkt Bunkerinteressierter der Stadt und im Umkreis erwogen.
Zusammen entdecken wir immer wieder neues. Auch
arbeiteten wir Wilhelmshavener
bis zu deren Auflösung jahrelang
eng mit der IGEL - Interessengemeinschaft zur
Erforschung von Luftschutzbauten zusammen. Unser
Motto "Gemeinsam mehr entdecken".
Neben dem Thema "Luftschutz" kümmern wir uns in
Wilhelmshaven um den Erhalt historischer Relikte aller Art, die
mit der Geschichte, insbesondere dem Bauwesen der Stadt Wilhelmshaven
und Umkreis zusammenhängen. Die Palette reicht dabei von
historischen Akten bis hin zur Übernahme kompletter baulicher
Exponate.
Die monotone und bedrohliche Ausstrahlung der Relikte ruft eine
seltsame Anziehungskraft hervor. Die Tatsache, dass sich der Bunker
völlig von jeder anderen Gebäudestruktur unterscheidet,
macht ihn unübersehbar. Vielfach als Schandflecken bezeichnet,
wurden Bunker immer wieder abgerissen, gesprengt, zu Wohnhäusern
umgebaut oder begrünt. Lange Zeit war das Thema in unserer
Gesellschaft tabuisiert worden. Der Bunker stellt eine direkte
Brücke zur nationalsozialistischen Herrschaft, sowie Krieg
und Verderben dar. Das hat ihn in der Nachkriegszeit vielfach
zum bedrohlichen Ungetüm gemacht. Jedoch haben Bunker zigtausenden
Menschen das Leben gerettet und nicht wenige empfinden Respekt
und Achtung für die Schutzanlagen, in denen viele Töchter
und Söhne während der Alarme geboren wurden. Die Thematik
ist inzwischen im Großen und Ganzen wieder gesellschaftsfähig
geworden. Man kann sich wieder mit dem Thema beschäftigen,
ohne gleich mit verwirrten Augen angestarrt zu werden. Wir stellen
fest, dass die Tatsache dieser Beschäftigung mit Bunkern
nichts mit Verherrlichung des nationalsozialistischen Regimes
zu tun hat, sie stellt lediglich eine Faszination für das
Objekt dar. Wir möchten einen kleinen Denkansatz geben:
"Die Burgen im Mittelalter wurden nicht selten
unter Gewaltherrschern errichtet und dienten im Grunde dem gleichen
Zweck wie der Verteidigungs- und Schutzbunker des 20. Jahrhunderts.
Heute dienen mittelalterliche Wehranlagen dem Tourismus als beliebte
Ausflugsziele, obwohl sie vielfach Orte von Krieg und Zerstörung
waren, aber - genau wie die Bunker auch - viele Leben bewahrten.
Burgen sind ästhetisch. Sie sind im Auge der Gesellschaft
aber erst mit den Jahrhunderten ästhetisch geworden. Auch
Bunker werden teilweise noch in hunderten von Jahren zu finden
sein. Der
so genannte "Weltkriegsbeton" in nicht selten über
die Jahrzehnte entwickelter dunkelblauer Farbgebung ("Blauer
Beton") hat seine maximale Festigkeit innerhalb massiver
Bunkerwände und Decken erst circa 30 Jahre nach der Mischung
erhalten. Also in den frühen
1970er Jahren, wenn wir von den fertig gestellten Bauten um 1941
ausgehen. Es können noch bis zu 100 Jahre ab jetzt vergehen,
bis der Beton langsam anfängt zu bröckeln. Wie wird
Ästhetik in den Augen der Menschen des 22. Jahrhunderts interpretiert
werden? Wie wird man in 100 Jahren mit dem Thema umgehen? Was
ist überhaupt Ästhetik?"
Holger
Raddatz
"VERGESSE
DIE RUHE NACH DEM STURM... WENN DU RUHE EMPFINDEST, DANN NUR,
WEIL DU DICH IM AUGE DES TAIFUNS BEFINDEST."